Königin Marie Antoinette in Kreuzstich - Teil 2
Fortsetzung der Erläuterungen zum Sampler Marie Antoinette in unserer Kollektion Museen und Kulturgut.
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Teil 1 verpasst?
Schuhe der Königin
Im frühen 18. Jahrhundert waren nicht nur Kleider, sondern auch Schuhe aus prunkvollen Materialien wie Brokat, bestickter Seide und bemaltem Leder gefertigt und aufwändig verziert. Vor allem an den manchmal mit Edelsteinen bestückten Schnallen konnte man den Reichtum des Besitzers ablesen. Sowohl Männer als auch Frauen trugen hohe Absätze mit gewölbtem Profil. Die Putzmacherin Rose Bertin soll tiefere Absätze mit geringerer Wölbung eingeführt haben.
Knöpfe mit dem Monogramm der Königin
Hier handelt es sich um zwei mit den Initialen der Königin bestickte Knöpfe. Sie ergänzen die übrigen Elemente aus ihrer Garderobe. Wie die Knöpfe bezogen werden, ist hier beschrieben:
Anleitung überziehbare Knöpfe.
Frisuren der Königin
Die im Vergleich zur damaligen Wirklichkeit eher bescheidene Frisur auf diesem Profilbild Marie-Antoinettes weist auf die fantasiereichen, meist extravaganten Haarkreationen von Rose Bertin und Jean-François Autier, dem Perückenmacher der Königin („Léonard“ genannt) hin. Mithilfe von Drahtgestellen, Haarkrepp und zusätzlichen Haarteilen entstanden auf Rosshaarkissen voluminöse, hohe Aufbauten, in denen die ausgefallensten Gegenstände gesteckt waren. Das Ganze natürlich mit sehr viel Schleifen und von Federn gekrönt. Diese Hoch- oder Turmfrisuren wurden „poufs“ genannt.
Die Samplerbordüre
Früher wurden Dekorationsstoffe immer mit zweierlei Bordüren koordiniert: eine im großen Maßstab für Wandbehänge und eine mit kleinerem Motiv für Polster und Gardinen. Die Umrandung auf diesem Sampler ist einem Randmotiv auf dem Stoff des Schlafzimmers im „Petit Trianon“ nachempfunden. Marie-Antoinettes Monogramm nach einem Original aus der Holzverkleidung ihres Lustschlösschens unterbricht kurz die obere Rosenbordüre. „Madame, Sie lieben Blumen, ich habe einen Strauß für Sie. Es ist das Kleine Trianon.“ Diesen Satz soll Ludwig XVI seiner Gemahlin am 24. Mai 1774 gesagt haben.
Stoffe der Königin
Der Stoff aus Marie Antoinettes Schlafzimmer im Kleinen Trianon
Das Kleine Trianon war der private Rückzugsort von Marie-Antoinette. Dort schuf sie eine idyllische Kulisse aus Charme und Einfachheit. Eine scheinbare Einfachheit, denn alles im Petit Trianon ist ganz bewusst ausgesucht und von äußerster Raffinesse. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Für das Schlafzimmer der Königin wurde ein mit Rosensträußen und wilden Kornblumen bestickter weißer Damast ausgesucht. Auf unserem Sampler ist unten links ein Detail daraus dargestellt. Der original in Lyon von Marie-Olivier Defarges gestickte, prachtvolle Stoff ziert ein ebenso einzigartiges Mobiliar, unter dem Namen Mobilier aux épis - Mobiliar mit den Ähren - berühmt.
Das 1787 für die Ausstattung im Petit Trianon bestellte Mobiliar mit naturgetreu geschnitzten und bemalten Motiven ist das Werk des Schreiners Georges Jacob und besticht durch außergewöhnliche Schönheit. Um mit Schleifen gebundene Weizenähren ranken sich Ziegenblatt, Efeu und Jasmin. An der Stuhlbeinbasis und oberhalb der Lehne ergänzen Maiglöckchen und Tannenzapfen das Dekor. Von diesem während der Revolution zerstreuten, bemerkenswerten Ensemble konnte die Schlossverwaltung die zwei Sessel, die zwei Stühle, den Fußhocker, das Paravent und den Kaminschirm wieder finden und erwerben. Das heute ausgestellte Mobiliar hat seine Originalpolsterung behalten, was absolut ungewöhnlich ist. Es zählt zu den wertvollsten, die Ende des 18. Jahrhunderts realisiert wurden.
Gobelin Stickarbeit der Königin
Dies ist kein Stoff, sondern ein Detail aus der Arbeit in Petit Point, die Marie-Antoinette und Madame Elisabeth (Ludwigs XVI. jüngste Schwester) zuerst im Tuileries-Gefängnis, dann im Temple-Gefängnis von Juni 1797 bis August 1792 gemeinsam Stück für Stück gestickt haben. Unter der Restauration sammelte die Herzogin von Angoulême (erstes Kind des ermordeten Königspaars) die einzelnen Stücke und ließ sie zu einem Teppich mit einer zusätzlichen Bordüre zusammennähen. Meiner Kenntnis nach ist dieser Teppich im Versailler Schloss nicht ausgestellt. 2013 wurde er anlässlich einer Ausstellung in dem Anwesen von Madame Elisabeth, nicht weit vom Schloss entfernt, der Öffentlichkeit gezeigt. Mich haben diese besondere Stickarbeit und die Umstände, unter denen sie realisiert wurde, so bewegt, dass ich sie unbedingt in den Sampler integrieren musste.
Der Stoff aus Marie Antoinettes Schlafzimmer im Schloss
Die prachtvollen seidenen Wandbehänge aus dem Schlafzimmer in den Grands Appartements de la Reine waren vom Frühjahr bis Herbst in Gebrauch, weshalb sie meubles d’été (z. D. Sommermöbel) genannt wurden. Bei dem berühmten Stoff handelt es sich um ein spezielles Seidengewebe mit Rippeneffekt in Kett- oder Schussrichtung. Der Stoff trägt den Namen „Grand Broché de la Reine“. Sein Motiv - zusammengebundene Blumen, Schleifen und Pfaufeder auf weißem Hintergrund - ist von erhabener Schönheit. Die Lyoner Manufaktur „Desfarges Frères et Cie „ webte den Originalstoff zwischen 1786 und 1787. 1904 übernahm die ebenfalls in Lyon ansässige Manufaktur „Lamy und Gautier“ die Fertigung des aktuellen Stoffs. Eine Stoffbahn des Grand Broché de la Reine ist im Textilmuseum (Musée des Tissus) in Lyon ausgestellt.Unten rechts auf dem Sampler ist ein Detail der Bordüre dargestellt: gewebte Rosen und Flieder auf apfelgrünem Hintergrund. Ich empfehle dringend, bei einer Schlossbesichtigung den Alkoven, das Sofa mit den Kissen, die Sessel, den Kaminschirm und die Hocker, gründlich zu betrachten. Alles ist im Motiv gleich gehalten und jedes ist doch unterschiedlich. Eine wahre Augenweide!
Die Signatur
Neben der Sajou-Signatur sollten Sie unbedingt Ihr Monogramm in einfachen Buchstaben sticken. Wir finden es wichtig, eigene Werke zu signieren, vor allem, wenn sie so umfangreich wie diese sind!
Möchten Sie über Marie Antoinette und ihre Zeit mehr erfahren? Besuchen Sie das
Schloss Versailles.