Das Fil-Au-Chinois-Nähgarn

Das Fil-Au-Chinois-Nähgarn

- Kategorie : Maison Sajou

Calendrier Fil Au Chinois ancien

In einer Zeit, in welcher China und seine Wirtschaft in allen Munden sind, bekommt der Name Fil Au Chinois zu Unrecht eine seltsame Konnotation. Aber dieser Name ist sehr alt und hat mit der Gegenwart nichts zu tun. Er rührt aus der Zeit, als der Orientalismus in Frankreich sehr stark in Mode war. Ein regelrecht populäres Interesse für alles Orientalische brach mit dem Beginn des ägyptischen Feldzugs (1798) durch Bonaparte, dem späteren Napoleon, auf. Die Eroberung Algeriens durch Frankreich (1830) und die Öffnung von China und Japan 25 Jahre später verstärkten dieses Interesse. Die Geburt des Labels Fil-Au-Chinois erfolgte im Rahmen dieser (in Frankreich sehr starken) kulturellen Bewegung.

Im Französischen bedeutet Fil Au Chinois "fil dont l’image est un Chinois", also "Garn, dessen Bild einen Chinesen darstellt". Diese Art der Namensgebung ist typisch für das 19. Jahrhundert. Damals suchten die Hersteller für die Vermarktung ihrer Produkte Figuren oder Gegenstände aus, die von der meist nicht lesekundigen Kundschaft leicht erkennbar sein sollten. Mehr darüber erfahren Sie im Blogartikel über Vintage-Garnkarten.

Boîte ancienne Fil Au Chinois 50 pelotes

François-Philibert Vrau ließ das Label Fil Au Chinois im November 1847 eintragen. Etwa 20 Jahre zuvor hatte er bereits ein Unternehmen in Lille gegründet. Zur Markeneintragung kam es letztlich durch seine neuartige Präsentation von Garnknäueln, die er mit einer Banderole versah und in Schächtelchen präsentierte.

In den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts führte sein aus religiöser Überzeugung ledig gebliebener Sohn Philibert (1829-1905) mit beeindruckendem Geschäftssinn das Unternehmen zum wirtschaftlichen Erfolg. Ein Großteil der üppigen Gewinne wurde dabei in zahlreiche soziale Einrichtungen investiert.

Philibert Vrau war eine der großen Persönlichkeiten unter den Arbeitgebern in Lille. Er war der Hauptsponsor bei der Gründung des ICAM - Institut catholique des arts et métiers- im Jahr 1898. Noch heute ist die damals gegründete Einrichtung eine renommierte Ingenieur-Hochschule.

Sein Erfolg basierte auf einer modernen sozialen Unternehmensführung. Eine kompromisslose Preispolitik gegenüber der Konkurrenz verbunden mit einem ausgeklügelten Prämiensystem erweckte die Treue vieler Großhändler seiner Zeit zu dem Unternehmen. Das wiederum führte zu einem großflächigen Vertrieb der Fil-Au-Chinois-Produkte in den Kurzwarenläden und damit zu enormer Popularität.
Mit einer sowohl in den Büros als auch in den Ateliers tadellosen Arbeitsorganisation, einem gerecht behandelten Personal sowie effektiven Handelsvertretern im Hintergrund ließ der Erfolg nicht lange auf sich warten
: Die Zahl der verkauften Garnschachtel stieg von 282.000 im Jahr 1864 auf 1.950.000 in 1875. Eine Schachtel enthielt damals 48 Knäuel mit einer Lauflänge von je 50 Metern. Dies entsprach ca. 93 Millionen Knäuel, in den besten Verkaufszeiten also 3 Garnknäuel auf jeden Franzosen im Jahr!

Pelotes de fil de lin Fil Au ChinoisBoîtes de fil anciennes Fil Au Chinois

Nach der Zahlangabe der alten Garnbanderolen zu urteilen,
wurde das Fil-Au-Chinois-Leinenzwirn in ca. 10 Größen,
hauptsächlich in Weiß, Schwarz und Ecru angeboten.
Die Knäuel waren in Pappschachteln mit Sortimenten von meist 50 Stück verpackt.

Wie zahlreiche andere Marken aus Nordfrankreich erfuhr das Fil-Au-Chinois-Label eine lange Periode des wirtschaftlichen Niedergangs. Als Ursache dafür sind neben dem Einzug der Nähmaschine, der zu einem Verbrauchsrückgang von Leinenzwirn führte, auch industrielle Schwierigkeiten und eine fehlerhafte Wirtschaftspolitik zu nennen.

Parallel zu einem stetigen Produktionsrückgang wuchs das Interesse der Sammler für Werbe-Objekte und alte Produkte.
Wäre nicht der beharrliche Willen zweier Industriellen aus Nordfrankreich gewesen, hätte das Fil-Au-Chinois einen klanglosen Abgang erlebt. So retteten im Jahre 2007 Olivier und Bruno Toulemonde, zwei Brüder an der Spitze der Etablissements Toulemonde, einer der letzten französischen Nähgarnhersteller, das Fil-Au-Chinois vor der Vergessenheit und geben ihm seinen ehemaligen Glanz zurück. 

cartes étoiles Fil Au Chinois actuelles

Die heutigen Fil-Au-Chinois-Sternkarten sind mit alten Bildern
des Chinesen illustriert. Sie sind – wie alte Garnkarten – nicht alle gleich:
Das Bild wird erst sichtbar, wenn das Garn verbraucht ist.

Zu sämtlichen Sternkarten von Fil-Au-Chinois

Mit der kompetenten Mithilfe von Frédérique Crestin-Billet, einer leidenschaftlichen Sammlerin von Kurzwarenzubehör, die selbst die Renaissance des Sajou-Labels in die Wege geleitet hat, verleihen sie Fil-Au-Chinois das Flair und die Verpackungsqualität zurück, die zu seinem Erfolg beigetragen hatten.
In Erinnerung an 1847, das Jahr des offiziellen Markeneintrags, wurde die Laine-Saint-Pierre-Kollektion-1847 kreiert.

Etiquettes des capsules de lin Fil Au Chinois

Heutige Banderolen der Fil-Au-Chinois-Kapseln mit Leinenzwirn.

Zu sämtlichen Kapseln mit Fil-Au-Chinois-Leinengarn

Sämtliche Nähgarne von Fil-Au-Chinois

Buch von Frédérique Crestin-Billet über Sammlerkurzwaren

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