Fortsetzung der Erläuterungen zum Sampler Färberpflanzen in unserer Kollektion Museen und Kulturgut. Kennen Sie schon Teil 1?
Gartenblumen
Während Färberkrapp, Färberwaid oder Indigostrauch als Färberpflanzen recht bekannt sind, ist das Auftreten von weitaus dekorativeren Blumen wie Dahlie, Stockrose oder Gartenmohn unter dieser Kategorie etwas überraschend.
Le pavot des jardins
Der Gartenmohn ist eine Pflanzenart aus den zahlreichen Mohngewächsen. Sein botanischer Name Papaver somniferum dessen deutsche Übersetzung Schlafmohn lassen unmissverständlich auf seine Wirkung schließen. Aus dem an Alkaloiden reichhaltigen Milchsaft der Pflanze werden Opium und Morphin gewonnen. Mohn ist seit der Jungsteinzeit bekannt: Samen wurden in ca. 5000 Jahre alten europäischen neolithischen Siedlungen gefunden. Somit gehört er zu unseren ältesten Kulturpflanzen; Schon 4000 Jahre vor unserer Zeitrechnung bezeichneten die Sumerer den Schlafmohn als „Pflanze der Freude“. Im alten Ägypten verwendeten ihn die Pharaonen nicht nur als therapeutisches sondern auch als berauschendes Mittel. Im alten Griechenland zählte er zu den Attributen der Göttin Demeter und wurde auf Münzen abgebildet. Es wird erzählt, dass Mohn im 4. Jahrhundert v. Chr. durch die Armee Alexanders des Großen in Indien eingeführt wurde. Im ausgehenden 17. Jahrhundert berichtete Marco Polo von den Mohnfeldern aus Badachschan, im Nordosten Afghanistans, wo sich heute noch zahlreiche Anbaugebiete befinden. Für die Färbung verwendet man die Blüten des Gartenmohns. Aus ihnen werden Farbtöne von rosa bis Violett gewonnen.
Die Dahlie
Die Dahlie stammt aus den warmen Hochebenen Mexikos, Zentralamerikas und Kolumbiens. Ihrer leeren Stängel wegen nannten die Azteken sie Chichipatli oder Acocopatli, z. D. etwa « Wasserrohr ». Ihren jetzigen Namen verdankt sie dem schwedischen Botaniker Andreas Dahl, selbst Schüler des berühmten schwedischen Naturalisten Carl von Linné (1707-1778). Die ersten Dahliensamen wurden 1789 von Don Vicente Cervantes, Direktor des botanischen Gartens in Mexiko an Antonio Cavanilles, Abt und künftigen Direktor des botanischen Gartens in Madrid geschickt. 1802 wurde die Blume von dem Botaniker Dr. Thibaud, einem Angehörigen der französischen Botschaft in Madrid, in Frankreich eingeführt. Damals galt die Knolle mit artischockenähnlichem Geschmack als stärkehaltiges Nahrungsmittel und wurde als möglicher Kartoffelersatz angesehen. Allerdings wurden die nahrhaften Eigenschaften der Dahlie rasch von ihren dekorativen Vorzügen verdrängt. Ursprünglich gab es nur vier bis fünf unterschiedlichen Dahlienarten mit einfacher Blüte. Allmählich eroberte die Pflanze ganz Europa und erregte rasch leidenschaftliche Aufmerksamkeit. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war sie - vor allem die violette Sorte - so begehrt, dass für sie sehr hohe Preise verlangt wurden. So kamen einige Dahlienzüchter zum Wohlstand. Aus ihnen werden granatrote, violette und andere dunkelrote Farbtöne gewonnen.
Die Stockrose
Die manchmal bis zu 3 Meter hohe Stockrose ist in ganz Europa verbreitet. Der Legende nach kam sie mit den heimkehrenden Kreuzrittern nach Europa. Die zweijährige Pflanze mit botanischem Namen Alcea rosea gehört zu den Malvengewächsen und wird auch Stockmalve oder Garten-Pappelrose genannt. Es gibt sie in allen Farbnuancen, von rosa, rot bis zu violett und purpurfarben. Für die Färbung sind die Blütenblätter relevant. Vor allem mit den blauen und violetten Sorten erzielt man gute Ergebnisse.
Das Randmotiv
Eichenblätter und Baumrinde
Wie zahlreiche Blätter oder Baumrinden können die Blätter der Eiche - Quercus - zum Färben verwendet werden. Allerdings bekommt man aus den Blättern relativ uninteressante Beige-Abstufungen. Mit der an Gerbstoffen reichhaltigen Eichenrinde hingegen können schöne braune, nach Zugabe von Salzsäure sogar schwarz-blaue Farbtöne erzielt werden.
Kreuzdornbeeren
Der Kreuzdorn - Rhammus – nerprun auf Französisch - war früher weit verbreitet. Im französischen Revolutionskalender trug der 18. Tag des Monats Fructidor (August/September) seinen Namen (nerprun – 4. September). Dies liefert den Hinweis, dass er als nützlicher Strauch angesehen wurde. Aus seinen beerenähnlichen Steinfrüchten können Farbstoffen von Gelb bis Braun gewonnen werden.
Die durch Färbung gewonnenen Farben
Jeder Sampler aus der Kollektion Museen und Kulturgut ist allein schon durch seine Thematik einzigartig. Allerdings kann er mit einem kleinen, amüsanten Detail noch zusätzlich an Originalität gewinnen. Beim Mustertuch Toile de Jouy werden separat gestickte Stoffmuster auf den Hauptstoff angebracht. Die kleinen Quasten auf der Broderie de Bayeux symbolisieren die sieben im originalen Wandteppich verwendeten Farben. Webbänder, Knöpfe und Druckknöpfe auf dem Jubiläums-Sampler Sajou lassen die Welt der Kurzwaren plastisch erscheinen. Bei dem Sampler Färberpflanzen sollen die farbigen Bändchen die aus den Pflanzen gewonnenen Farbtöne materialisieren. Lesen Sie die Texte über die einzelnen Pflanzen nochmal durch und entscheiden Sie selbst mithilfe der Stickvorlage, welche Farbe Sie zu welcher Pflanze assoziieren möchten. Die Anzahl der Bändchen muss nicht bei jeder Blume gleich sein. Gerade durch Farb- und Zahlvariationen bekommt Ihr Sampler eine ganz persönliche Note. In der Stickpackung ist das benötigte Material schon enthalten. Beim Kauf der Stickvorlage allein brauchen Sie noch kurze, 3 bis 4 mm breite Satinbändchen in den von Ihnen ausgesuchten Farben mit Farbabstufungen oder in Uni. Und so wird‘s gemacht: Die Bändchen bündeln und alle zusammen mit einer dicken Nadel durch das vorher etwas erweiterte Leinengewebe 2 bis 3 cm auf links ziehen. Satinbändchen auf der vorderen Seite der Stickarbeit fächerförmig anlegen und mit Stickgarnresten und einigen kleinen Stichen fixieren. Dabei kann es durchaus reizvoll sein, eine zu den Bändchen kontrastierende Garnfarbe zu wählen. Bändchen glätten, eventuell leicht bügeln und anschließend unterschiedlich lang schräg abschneiden. Dank diesem letzten Schliff wird aus Ihrer Stickarbeit ein Unikat.
Die Signatur
Neben der Sajou-Signatur sollten Sie unbedingt Ihr Monogramm in einfachen Buchstaben sticken. Wir finden es wichtig, eigene Werke zu signieren, vor allem, wenn sie so umfangreich wie diese sind!